Kaj-Louis Lucke „Olaf ist aus Magie gemacht“

Maresa Stölting

Seit November steht Kaj-Louis Lucke bis zu achtmal pro Woche als Olaf im Disney-Musical „Die Eiskönigin“ in Stuttgart auf der Bühne. „Ich sag’s wie’s ist“, sagt er im Interview zu den Kinderreporterinnen Clara (10) und Nora (12), „als ich die Zusage bekommen habe, habe ich erstmal geheult!“

Clara: Was magst du an Olaf?
Kaj-Louis Lucke: Ich mag an Olaf, dass er fast immer glücklich ist, dass er in jede Situation hineingeht, ohne zu wissen, wo er reinstolpert, aber trotzdem viel Freude dabei hat. Ich mag, dass er ganz, ganz, ganz viel Liebe in sich hat, weil er ja aus Liebe besteht – aus der Schwesternliebe von Anna und Elsa. Und dass er frech ist: Er sagt, was er denkt, aber auf eine nette Weise.

Nora: Wie lang war deine Probezeit für „Die Eiskönigin“?
Kaj-Louis Lucke: Für mich waren das acht Wochen. Ich hatte ein bisschen mehr Zeit als die anderen, weil Olaf bei uns im Stück ja eine Puppe ist, die an mir befestigt ist. Eineinhalb Wochen vor dem normalen Probenstart hatte ich deshalb schon Puppentraining.

Clara: Ist es ein großer Unterschied, mit einer Puppe aufzutreten?
Kaj-Louis Lucke: Ja, alleine schon, weil man nicht so viel Platz hat, um sich zu bewegen. Und die Puppe wiegt 18 Kilo! Hinzu kommt, dass ja nicht nur ich reden muss, sondern auch Olaf. Ich muss mich also auf die Puppe konzentrieren, selbst schauspielen und singen, und auf die anderen Darsteller achten.

Nora: Wie funktioniert die Puppe? Musst du drücken, ziehen, schieben, damit Olaf etwas macht?
Kaj-Louis Lucke: Olafs Füße sind an meinen Füßen angebracht, an Eisenschienen. Das könnt ihr euch so vorstellen, wie man auf Skiern geht. Wenn ich laufe, läuft Olaf also auch. Dann muss ich den Kopf manipulieren. Das ist so ähnlich wie bei Handpuppen, die man als Kind hat. Nur ist Olaf natürlich viel größer und schwerer. Ich muss also wirklich gut mit der Hand arbeiten. Deswegen muss ich drücken und schieben – alles zugleich. Und dann noch lustig sein!

Clara: Konntest du mitbestimmen, wie die Puppe aussieht und was sie kann?
Kaj-Louis Lucke: Nein. Die Puppe hier ist die gleiche wie in New York, dort wurde das Stück zuerst aufgeführt. Das Design stammt von einem lieben Herrn, der Michael Curry heißt. Olafs Aussehen ist vom Film genau übernommen worden, sodass sich alle Kinder und Erwachsenen freuen, dass sie wirklich Olaf wie im Animationsfilm sehen.

Nora: Wie lange dauert es, bis du dich in Olaf verwandelst?
Kaj-Louis Lucke: Das dauert schon etwas. In meiner Garderobe ist meine Make-up-Abteilung. Als erstes pinsel ich hier so 15 Minuten, denn in meinem Make-up vereint sich das Make-up von Anna und von Elsa. Im Stück wird ja erklärt, dass Olaf ein kleiner Teil von Anna ist und ein kleiner Teil von Elsa. So muss ich dann aussehen. Dann ziehe ich die Hose hier an und gehe runter zur Puppe. Das dauert dann fünf bis acht Minuten, bis die wirklich sitzt und am Körper angebracht ist. Da sind ganz viele Laschen, ganz viele Knöpfe, ganz viele Stangen – dann kann ich spielen.

Clara: Warum trägst du selbst ein Kostüm, wenn doch vor dir die Puppe ist?
Kaj-Louis Lucke: Das hat man mir mal so erklärt: Bei unserem Sven, dem Rentier, sieht man keinen Menschen, der im Kostüm steckt. Denn Sven ist ein ganz normales Tier. Olaf ist aber aus Magie gemacht. Das heißt: Der Puppenspieler dahinter, also ich, ist sozusagen die Seele von Olaf. Und ich spiele die ganze Zeit mit. Wo Olaf hinsieht, sehe ich auch hin. Die Reaktionen von Olaf sind auch meine Reaktionen.

Nora: Welche Rolle würdest du gern irgendwann mal spielen?
Kaj-Louis Lucke: Also mit Olaf ist mein ganz großer Traum in Erfüllung gegangen. Was ich in Zukunft gerne mal spielen würde, wäre Dschinni in „Aladdin“, Quasimodo in „Der Glöckner von Notre Dame“ und – sollte es jemals so weit kommen – Ursula in „Arielle – Die Meerjungfrau“!

Clara: Was magst du lieber – den Sommer oder den Winter?
Kaj-Louis Lucke: Ich mag den Sommer gern, da bin ich ganz wie Olaf. Im Sommer am Strand unterm Sonnenschirm liegen, mit einem eisgekühlten Getränk: Das ist doch super!


Kaj-Louis Lucke Der gebürtige Österreicher hat schon als Kind Theater gespielt. Nach der Schule hat er dann an der Universität in Wien Musical und Operette studiert. Das erste professionelle Musical, in dem er mitgespielt hat, war „ganz was Dramatisches“, sagt der 33-Jährige: „Les Misérables“, ein Stück für Erwachsene, das vor rund 200 Jahren in Frankreich spielt. Mit Olaf geht es für ihn nun auf der Bühne deutlich lustiger zu. Für den stets gut gelaunten Schneemann verstellt er seine Stimme: „Olafs Stimme ist heller als meine. Und er klingt immer ein bisschen verwirrt und schusselig.“ Welchen Beruf er hätte, wenn er kein Musical-Darsteller geworden wäre, findet er fast unvorstellbar. „Aber ich glaube, ich wäre Künstler. Entweder würde ich malen oder alte Kunstwerke restaurieren, also aufbessern.“ In seiner Freizeit hört er gerne „feinen, ruhigen Jazz“, schläft viel und isst gerne Eis.